„Das Akademische“ – eine rasende Erfolgsgeschichte

1971 auf dem kleinen Kurs des Hockenheimrings: Der silberne 450 SLC AMG Mercedes schießt über die Strecke. Der Achtzylinder brabbelt heftig vor sich hin. AMG-Gründer und Mercedes Tuner Hans Werner Aufrecht ist zufrieden – das 375 PS Geschoss gehört zu den größten, stärksten und schnellsten Rennautos in seiner Klasse. Die Servolenkung und die Dreigang-Automatik machen das Auto innovativ und der Fahrer hat bis auf den Kraftakt der Bremsung kaum Arbeit. Doch wer sitzt 1971 nun hinter dem Lenkrad des Mercedes? Niemand mit großem Namen. Denn das „Akademische“ auf dem Hockenheimring bietet Motorsport zum Anfassen, Fahrfreude für jedermann und eine sichere Möglichkeit, die eigenen Fahrkompetenzen auf einer Rennstrecke auszutesten.

Seit 50 Jahren ist das Akademische sowohl Anlaufpunkt für Gelegenheitsfahrer als auch für echte Größen der Motorsport-Geschichte. Auf keiner anderen Veranstaltung fand man Berühmtheiten wie Hans Werner Aufrecht, Dieter Basche, ehemaliger Rennfahrer und Audi-Motorsportchef, Günter Irmscher, Rallyefahrer und Opel-Tuner und viele mehr einträchtig versammelt. Auf keiner anderen Veranstaltung dürfen Mechaniker, Journalisten und Motorsportbegeisterte genau wie die Profis über die Piste peitschen. Und das alles verdanken wir Studenten, alle bereits damals Mitglieder in unserem Verein „Akademische Motorsportgruppe Stuttgart“, die sich 1966 das erste Mal den Traum ermöglichen wollten, selbst über den legendären Hockenheimring zu fahren und in völliger Eigenregie die Großveranstaltung organisierten. Vorerst von Studenten für Studenten, fanden auch Motorsportgrößen Spaß an der studentischen Veranstaltung. Auch Jochen Neerpasch (BMW-Sportchef) nahm die 2,6 Kilometer lange Strecke in angriff, genauso wie Michael Kranefuß (Ford-Sportchef).

Die AMS und das Akademische gehören schon bald zum festen Bestandteil im deutschen Motorsport. Und das, obwohl es sich um kein typisches Autorennen handelt, denn das darf es laut oberster deutscher Motorsportbehörde (ONS) nicht sein. Deshalb schicken die Studenten die Rennautos einzeln auf die Strecke. Trotzdem entwickelte sich das Akademische zu einem richtigen Spektakel und steht bis heute den Rennen mit Rad-an-Rad Duellen in Sachen Spannung nichts nach. Grund dafür ist sicherlich auch die Zeitmessung, die zwar nicht an erster Stelle steht, aber Ansporn bietet, sich gegenseitig zu übertrumpfen. Ziel ist es jedoch bis heute, einen sicheren und gleichmäßigen Fahrstil zu entwickeln.

Seit 50 Jahren lässt das Akademische nun am Herbstende die Motorsport-Saison ausklingen und auch die Jubiläumsveranstaltung am 4. November lässt Motorsport-Herzen wieder höherschlagen: Der kleine Kurs am Hockenheimring ist eigenes für die Veranstaltung abgesperrt und Automarkenfans wie z.B. von Alfa Romeo, Porsche und VW haben ihre eigenen Boxen. Wir sind gespannt, welche Geschichten das Akademische diesmal schreibt und sind stolz auf eine so tiefe Verwurzelung in der deutschen Motorsport-Historie. Auf das sie so rasend weitergeht wie bisher!